Meinungen

Bist du für die Schweiz oder für den Kosovo?  

Ein Herz geteilt in zwei Stücke oder ein Herz, welches gleichermassen für zwei Orte schlägt- das is das "Dilemma" vieler Albaner in der Schweiz, die die Erfolge der Schweizer Nationalmannschaft mehr als die Schweizer selbst gefeiert haben.

Nach einer schwierigen Zeit, die von der Bewältigung der Pandemie geprägt war, ist der Krieg in der Ukraine die nächste Herausforderung für unsere Gesellschaft und das Thema, das unseren Alltag prägt. Doch das Leben muss weiter gehen und wir alle suchen nach einer Möglichkeit, um uns wenigstens für einen Moment von diesen dramatischen Nachrichten zu lösen.

Dabei ist Fussball definitiv eine starke „Waffe“, um den Alltagsstress hinter uns zu lassen. Darüber hinaus ist es der Schlüssel für ein friedliches Zusammenleben und Harmonie zwischen Völkern. Dies hat sich gerade für uns Albaner in der Schweiz bewahrheitet, wo im letzten Jahrzehnt die Namen der albanischen Fussballer in der Schweizer Nationalmannschaft dominierten.

Diese jungen Männer haben uns mit ihrem kreativen Fussball «gezwungen», Fans der Schweizer Nationalmannschaft zu werden. Dank ihnen und dank dem Fussball hat ein Wandel in der Gesellschaft stattgefunden. Dabei sind viele Vorurteile uns Albanern gegenüber gefallen. Inzwischen befinden sich die Albaner der Schweiz auf einer anderen Ebene der Organisation und des Zusammenlebens mit den Einheimischen: Sie sind in der Politik, in Banken, in Schulen und Universitäten tätig. Sie sind erfolgreiche Ärzte und Unternehmer – insbesondere im Bau- und Immobilienbereich.

Diese Annäherung hat jedoch mit Fussballern wie Rama, Behrami, Xhaka und Shaqiri begonnen. Sie haben für den ersten Bruch in der „Trennwand“ gesorgt, sie haben das Eis gebrochen. Durch sie wurde uns anderen eine einfachere und schnellere Integration in die Schweizer Gesellschaft ermöglicht, die – Hand aufs Herz – tolerant und äusserst human ist. Gleichzeitig schenkten uns diese jungen Männer Selbstvertrauen und motivierten uns.

Auch wir Albaner bewundern die Schweizer und dies nicht nur wegen dem Fussball, ihrer Grosszügigkeit und ihrer Menschlichkeit, sondern auch wegen ihrer Korrektheit und Genauigkeit. Von diesen positiven Eigenschaften haben wir Albaner, die hier leben, viel profitiert.

Doch auch die kosovarische Nationalmannschaft hatte etwas davon: so besteht sie hauptsächlich aus Fussballern, die in der Schweiz aufgewachsen sind und sich hier entwickelt haben. Mit Fidan aus Zürich und Betim aus St. Gallen werden wir den Kosovo vor Schweizer Angriffen verteidigen und so in einem historischen Match einen historischen Sieg anstreben. Doch bevor es soweit ist, können Sie auf Albinfo.ch mehr über Fidans und Betims Entschlossenheit lesen, dem Kosovo einen Sieg zu bescheren.

Weiter hat Albinfo.ch dieses Spiel, das vor einigen Jahren noch unvorstellbar schien und heute Realität ist, auch mit anderen wichtigen Persönlichkeiten thematisiert. Dabei ging es darum, wie wohl das Endresultat aussieht und für welche Mannschaft denn ihr Herz wirklich schlägt. Welche das ist, wird sich uns wohl allen spätestens während dem Spiel offenbaren. Denn auch wenn wir es nicht möchten: unser Herz wird Partei ergreifen. Damit wäre dann auch die Frage aller Fragen beantwortet, die uns Albanern in der Schweiz – trotz unserer Integration – immer wieder gestellt wird: Bist du für die Schweiz oder für den Kosovo?

Übersetzung von Qendresa Llugiqi, 20min Redakteurin