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MUSUB: Multikulturelle Suchtberatung – jetzt auch auf Albanisch
Aufgrund der steigenden Nachfrage aus der albanischsprachigen Community in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland bietet die Fachstelle MUSUB – Multikulturelle Suchtberatung ihre Dienstleistungen neu auch in albanischer Sprache an.
albinfo.ch hat mit Philippe Schmidt und Sadije Kastrati von der Fachstelle MUSUB gesprochen, um mehr über dieses Angebot und ihre tägliche Arbeit zu erfahren.

„Wir wollen die Menschen in ihrer Sprache und Kultur abholen“
albinfo.ch: Wer oder was ist MUSUB?
Philippe Schmidt: Wir sind eine spezialisierte Beratungsstelle für Menschen mit Suchtproblemen, wie Alkoholabhängigkeit oder Spielsucht. Unser Team besteht aus Fachpersonen der Psychologie, Psychotherapie, Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik. Die MUSUB gibt es seit 1998. 2018 haben wir uns mit dem Blauen Kreuz beider Basel zusammengeschlossen.
Sadije Kastrati: Ich berate auf Albanisch und Deutsch, Philippe vor allem auf Englisch und Deutsch. Wir begegnen den Menschen da, wo sie stehen – sprachlich und kulturell.
„Wir beraten in 12 Sprachen – jetzt auch auf Albanisch“
albinfo.ch: Was genau machen Sie bei MUSUB?
Schmidt: Wir bieten kultursensible Suchtberatung an – für Menschen mit unterschiedlichen Herkunftsgeschichten. Zurzeit beraten wir in zwölf Sprachen.
Kastrati: Bei Bedarf ziehen wir interkulturelle Dolmetscher*innen hinzu. Sprache ist wichtig, aber genauso das Verständnis für den kulturellen Hintergrund der betroffenen Person.
„Die Beratung ist kostenlos und vertraulich“
albinfo.ch: Für wen ist Ihr Angebot gedacht?
Schmidt: Für alle Menschen mit Wohnsitz in Basel-Stadt oder Baselland. Die Beratung für sie ist kostenlos, weil wir den Zugang so niedrigschwellig wie möglich halten wollen. Alle anderen Personen können gegen einen Kostenbeitrag ebenfalls Beratung von uns erhalten.
Kastrati: Vertraulichkeit ist uns sehr wichtig. Alle Mitarbeitenden unterstehen der Schweigepflicht.
„Wir arbeiten zieloffen – Abstinenz ist nicht immer das Ziel“
albinfo.ch: Wie läuft eine Beratung konkret ab?
Schmidt: Zunächst führen wir ein Orientierungsgespräch. Wir klären die aktuelle Situation und besprechen die Herausforderungen. Dann definieren wir gemeinsam mit den Klient*innen die Ziele.
Kastrati: Wir arbeiten zieloffen. Manche möchten abstinent leben, andere zuerst den Konsum reduzieren. Beides ist in Ordnung – wichtig ist, dass es realistisch und gemeinsam vereinbart ist.
Schmidt: Oft beziehen wir auch das soziale Umfeld mit ein – etwa Partner*innen oder Familienangehörige –, weil Sucht nie nur eine Einzelperson betrifft. Aus diesem Grund beraten wir auch nahestehende Personen.
Warum jetzt Albanisch? Weil der Bedarf da ist“
albinfo.ch: Warum haben Sie sich entschieden, Albanisch ins Angebot aufzunehmen?
Kastrati: Weil viele Menschen mit albanischer Erstsprache in der Region leben – und wir auch direkte Anfragen erhalten haben. Der Bedarf ist da.
Schmidt: albinfo.ch ist eine passende Plattform, um gezielt die albanischsprachige Bevölkerung zu informieren. Wir möchten, dass die Menschen wissen: Es gibt Hilfe – kostenlos, professionell und in ihrer Sprache.
„Ein Anruf oder eine E-Mail genügt“
albinfo.ch: Wie kann man mit MUSUB Kontakt aufnehmen?
Kastrati: Ganz einfach: Ein Anruf oder eine E-Mail reicht. In der Regel erhält man innerhalb von sieben Tagen einen Termin.
Ein Fall aus der Praxis: Zwischen Einsamkeit, Konsum und Neubeginn
Um ihre Arbeit greifbarer zu machen, erzählen die Berater*innen einen anonymisierten Fall aus der Praxis:
Schmidt: „Ein spanischsprachiger Mann, der seit einigen Jahren in der Schweiz lebt, hat uns kontaktiert. Wegen der Pandemie und der Distanz zur Familie begann er vermehrt Alkohol zu trinken, am Wochenende konsumierte er zusätzlich Kokain. Seine Beziehung litt darunter, ebenso seine Arbeitsleistung. Nach einigen Gesprächen erkannte er, dass sich etwas ändern muss. Gemeinsam mit seinem Hausarzt wurde ein stationärer Entzug organisiert. Die ambulante Beratung wurde danach fortgesetzt. Trotz Rückfällen blieb er dran. Auch seine Partnerin nahm schliesslich Beratung in Anspruch – gemeinsam arbeiteten sie an einer Stabilisierung.“
„Unsere Botschaft: „Mit Uns – Bist Du nicht allein“
Kastrati: „Es ist völlig in Ordnung, sich Hilfe zu holen. Viele Menschen denken, sie müssten alles allein schaffen – das müssen sie nicht.“
Schmidt: „Und jetzt ist Hilfe auch auf Albanisch möglich.“
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