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Gespräch mit einem jungen Mann, der bereit ist, nach Syrien zu gehen
Es war ein ganz normaler Nachmittag, als mich ein junger Mann zwischen 25 und 30 Jahren mit einem kosovo-albanischen Dialekt begrüßte und mich fragte, ob ich etwas Zeit hätte,mit ihm zu sprechen. Ich erinnerte mich, dass ich ihn bereits einmal zuvor gesehen hatte. „Bitte“, sagte ich ihm, und bot ihm an, uns in eine nahegelegene Bar zu setzen.
„Ich möchte mit dir über ein Problem sprechen, das mich seit langem beschäftigt. Da du dich in religiösen Fragen auskennst, möchte ich von dir lernen und deine Meinung über den Jihad in Syrien wissen. Ich will dorthin gehen, aber ich fürchte, einen Fehler zu begehen.“ (Es war die Zeit, in der in Syrien mehrere Dutzend Kinder durch den Einsatz von Chemiewaffen getötet worden waren).
Ich fragte ihn, warum er diesen Weg gehen wollte? Er sagte mir, weil dort jeden Tag unschuldige Menschen sterben; und vor allem die Tötung der Kinder durch Assads Armee in der vergangenen Woche brachte für ihn das Fass zum Überlaufen. „Ich will dorthin gehen, um einen Beitrag zum Schutz der Kinder und der unschuldigen Menschen zu leisten.“
Nachdem er sich ausgesprochen hatte, sagte ich ihm, dass die Dinge dort nicht so sind, wie wir sie hier sehen. „Zwei Gruppen kämpfen im Namen Gottes; und nur eine kommt in den Himmel. Wie sicher bist du dir, dass du die richtige Gruppe inmitten von Dutzend Vereinigungen finden wirst?“
Ich fragte, ob seine Eltern noch am Leben seien. „Ja“, sagte er. Auch wenn es richtig wäre, was du tun möchtest, kannst du nicht ohne die Erlaubnis deiner Eltern in den Krieg ziehen. Ich nehme an, du hast mit ihnen noch nicht über dein Vorhaben gesprochen.“ „Nein“, antwortete er kurz.
Dann erzählte ich ihm eine Geschichte, in der der Prophet Mohammed den Respekt und die Fürsorge für die Eltern höher schätzt als die Teilnahme am Krieg. „Es wird berichtet, dass ein Mann zum Propheten (alejhis-salatu ues-selam) kam und die Erlaubnis erhielt, in den Krieg in Allahs Namen zu gehen. Doch nachdem der Prophet (alejhis-salatu ues-selam) wusste, dass seine Eltern noch leben, sagte er zu ihm: „Geh und mache den Jihad bei den beiden“. Das heißt, gehe und versuche die Zufriedenheit beider Eltern zu erreichen, indem du ihnen in der besten Weise dienst. In einer anderen Version wird erzählt, dass der Prophet (alejhis-salatu ues-selam) erfuhr, dass der Mann seine weinenden Eltern verlassen hatte. Er sagte ihm: „Gehe und bringe sie zum Lachen so wie du sie zum Weinen gebracht hast.“
„Ich verstehe“, sagte er. In der Art und Weise, wie er das sagte, merkte ich, dass ihm eine große Last von den Schultern viel. „Dennoch sterben dort so viele unschuldige Menschen, und wir tun nichts dagegen“, äusserte er sich. Ich sagte ihm, dass in der Welt jede Minute und Stunde Tausende von unschuldigen Menschen sterben. 20.000 Menschen pro Stunde sterben infolge von Armut und Unterernährung. Dagegen kannst du dich einsetzen, ohne dein Leben zu riskieren. Und das hat einen großen Stellenwert im Islam. „Ich weiss nicht“, sagte er. „Ich bin jetzt ganz verwirrt. Trotzdem danke für die Ratschläge.“
Danachging er fort. Ich konnte nicht einmal seinen Namen in Erfahrung bringen. Nach diesem Gespräch traf ich ihn noch einige Male. Ich hoffe, dass ich mit meinen Ratschlägen positiv auf die Entscheidungen, die er fällen wird, gewirkt habe.
Übersetzung Mirëlinda Shala
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