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Burim Ahmetaj, ein EFZ mit 45 und ein neues Leben dank Artikel 32

Burim Ahmetaj hat lange in der Industrie gearbeitet, ohne formale Qualifikation. Artikel 32 des Bundesamts für Berufsbildung (SBFI) hat ihm schließlich ermöglicht, ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis im Bereich der frühen Kindheit zu erwerben.

„Es waren zwei schwierige Jahre im Alltag, für mich und meine Frau. Aber am Ende bin ich sehr stolz“ sagte Burim Ahmetaj, der gerade einen wichtigen Moment in seinem Leben und dem seiner Familie gefeiert hat. Mit 45 Jahren hat er sein EFZ als Sozial- und Erziehungsassistent erhalten.

Ein spätes Zertifikat, möglich gemacht durch Artikel 32 der Berufsbildungsverordnung. Dieses Verfahren richtet sich an Erwachsene, ist aber in der Bevölkerung noch wenig bekannt. Im Kanton Neuenburg, der die finanzielle Unterstützung für diesen Weg gerade erhöht hat, haben rund hundert Menschen dieses Jahr einen Abschluss gemacht, schreibt arcinfo.ch.

Mit einem freundlichen Blick und ruhiger Stimme, heute verheiratet und Vater von fünf Kindern, hatte Burim Ahmetaj wie viele andere eine unruhige Jugend. „Mit 16 habe ich eine Lehre als Maler angefangen“ erzählt er. „Aber das hat mir nicht gefallen, also habe ich abgebrochen“.

Schließlich landete er in der Industrie. Zuerst als Techniker, dann als Teamleiter und zuletzt als Qualitätsprüfer. Mehr als zehn Jahre lang stieg er auf und besuchte mehrere Weiterbildungen, aber ohne offizielles Diplom, berichtet albinfo.ch.

2017 brachte eine berufliche Chance für seine Frau das Familienleben durcheinander und zwang ihn, zum ersten Mal radikal umzudenken. „Ich musste verfügbarer sein“ erinnert er sich. „Ich wollte mein Pensum reduzieren, aber das ging nicht. Also kündigte ich und wurde Hausmann“.

Drei Jahre widmete er sich ganz seiner Familie und dachte dabei auch an seine berufliche Zukunft. Seine Frau, die in der frühen Kindheit tätig ist, ermutigte ihn, in diese Richtung zu gehen. „Ich hatte ja schon ein bisschen Erfahrung“ sagt er. „Aber ich wollte sicher sein“.

Als die Kinder selbstständiger wurden, entschied sich Burim Ahmetaj für einen Berufswechsel. Einige Monate Praktikum in einer Kita bestätigten seine Wahl. 2020 bekam er eine Stelle bei Isles aux Enfants in Areuse. „Ich habe dort ein Jahr gearbeitet, es war wunderbar“ lächelt er. „Während der Corona-Zeit fehlte Personal, aber danach konnten sie mich nicht behalten“.

Eine zweite Chance

Mit Unterstützung seiner Leitung fand er eine Stelle in La Chaux-de-Fonds, bei Ma crèche sous les étoiles, wo er heute noch arbeitet. Die Frage der Ausbildung kam schnell auf. „Es gab Aufgaben, die ich nicht machen durfte, zum Beispiel mit den Kindern spazieren gehen“ erklärt er. „Meine Frau und die Leitung haben mich sehr motiviert. Da hörte ich vom Artikel 32“.

Artikel 32, der am 1. Januar 2004 mit dem neuen Berufsbildungsgesetz in Kraft trat, soll Erwachsenen ohne gleichwertigen Abschluss, aber mit Berufserfahrung, den Erwerb eines anerkannten Diploms ermöglichen. Er bietet die Möglichkeit, direkt zur Abschlussprüfung eines Berufs (EFZ oder EBA) zugelassen zu werden, ohne klassische Schulausbildung, sondern über Module oder Selbststudium.

Der Kanton Neuenburg war einer der ersten, die ein Unterstützungssystem aufgebaut haben. Geleitet vom Dienst für Berufsbildung und Berufsberatung (SFPO), der unter anderem Kompetenzbilanzen, Modulpläne und methodische Unterstützung anbietet, wird die Berufsbildung für Erwachsene auch finanziell vom Kanton getragen, der dies kürzlich verstärkt hat.

Sehr dankbar dem Kanton für die Übernahme der theoretischen Ausbildung und seiner Frau für die tägliche Unterstützung, hat Burim Ahmetaj sein EFZ mit Auszeichnung und dem besten Notendurchschnitt aller Artikel-32-Verfahren erhalten.

Doch er wartet noch ein paar Tage, bevor er in Urlaub fährt. Auf Anfrage des SFPO hat er zugestimmt, „Botschafter“ für Artikel 32 zu werden und ein kurzes Werbevideo zu drehen, das ab September online sein wird.

Was die Zukunft angeht, ist sie schon fast geplant. „Dieses Diplom öffnet mir Türen, lässt mich meinen Horizont erweitern. Im September gehe ich zurück nach Areuse zu Isles aux Enfants, wo es mir sehr gefallen hat. Das werde ich ein Jahr lang stabilisieren und danach, warum nicht, eine höhere Ausbildung zum Fachmann für frühe Kindheit beginnen“.