Kosova

Le Point: Dua Lipa, die diplomatische Pop-Waffe, die den Kosovo zum Strahlen bringt

Auch die französische Zeitschrift Le Point hat der Sängerin Dua Lipa und ihrer Verbindung zu ihrem Herkunftsland Kosovo einen Artikel gewidmet, berichtet albinfo.ch.

Laut Le Point hinterlässt das Phänomen Dua Lipa weiterhin deutliche Spuren auf der Weltbühne. Weil sie die Länder in den Vordergrund stellt, die ihre Identität geprägt haben, ehren sie diese im Gegenzug. Kürzlich wurde sie vom Kosovo mit der Staatsbürgerschaft ausgezeichnet.

Am 31. Juli 2025 unterzeichnete die Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani, ein Dekret, das diese Anerkennung offiziell machte. Die Zeremonie fand am folgenden Tag, dem 1. August, in Prishtina statt, wo das Staatsoberhaupt Dua Lipa offiziell zur kosovarischen Staatsbürgerin ernannte.

Diese symbolträchtige Geste besiegelt eine lange und enge Beziehung zwischen der Künstlerin und dem Herkunftsland ihrer Familie. „Eine der bedeutendsten kulturellen Persönlichkeiten in der Geschichte unseres Landes“, schrieb die Präsidentin auf ihrem X-Profil und betonte den großen Einfluss der Sängerin auf das internationale Ansehen des Kosovo.

Eine Meinung, die auch der 39-jährige Musiker Genc Salihu in einem Interview mit Le Monde teilte: „Unsere Bevölkerung ist jung, ehrgeizig, selbstbewusst und zunehmend progressiv. Dua ist die oberste Anklägerin dieses Emanzipationskampfes. Sie ist unsere größte Quelle des Stolzes.“

Für die in London geborene Künstlerin ist dies die dritte Staatsbürgerschaft – nach der britischen und der albanischen, die sie 2022 für ihre Verdienste um die Förderung der albanischen Kultur weltweit erhielt. Die kosovarische Staatsangehörigkeit verstärkt nun ihre tiefe und dauerhafte Verbindung zur Heimat ihrer Familie.

Ein Vorbild für junge Menschen

Dua Lipa wurde 1995 in London geboren und verkörpert eine Generation von Kindern der Migration, die durch die Kriege im ehemaligen Jugoslawien geprägt wurde. Ihre Eltern, ursprünglich aus Prishtina, flohen Anfang der 1990er Jahre aus dem Kosovo und bauten ihr Leben im Vereinigten Königreich neu auf, wo ihre drei Kinder geboren wurden.

2006 erlebte Dua die Aufregung rund um die Unabhängigkeit, die zwei Jahre später offiziell erklärt wurde. Mit 15 Jahren war sie jedoch überzeugt, dass die kleine Balkankrepublik ihr nicht dieselben Möglichkeiten für eine Musikkarriere bieten konnte wie London, und überredete ihre Eltern, sie allein zurückkehren zu lassen, um dort Gesang und Schauspiel zu studieren. Trotzdem pflegt sie eine tiefe Verbundenheit mit dem Kosovo, das für sie ein zentraler Teil ihrer Identität und ihres künstlerischen Weges bleibt.

„Die Regentschaft des Kosovo“

Der Kosovo ist eines der ärmsten Länder Europas und des westlichen Balkans. Er wird von 103 UN-Mitgliedstaaten anerkannt, darunter auch Frankreich seit 2008, doch einige Länder wie Serbien, Russland und Spanien verweigern nach wie vor die Anerkennung seiner Unabhängigkeit.

Diplomatisch versucht der Kosovo weiterhin, auf der internationalen Bühne Fuß zu fassen. Seine kulturelle Wirkung nimmt jedoch stetig zu, angeführt von bekannten Gesichtern der Diaspora wie Dua Lipa und Rita Ora. Diese Form von „Soft Power“, bei der die Kultur der Politik vorausgeht, verschafft dem Land eine bisher nie dagewesene Sichtbarkeit über seine Grenzen hinaus. Der Bekanntheitsgrad von Dua Lipa allein reicht aus, um neue Maßstäbe zu setzen: Mit 88,1 Millionen Followern auf Instagram und 65 Millionen monatlichen Hörern auf Spotify erreicht der Popstar weit mehr Menschen, als der Kosovo Einwohner zählt (1,87 Millionen).

Ihr Umgang mit ihren albanischen und kosovarischen Wurzeln hat mitunter zu Kontroversen geführt. Im Jahr 2020 sorgte sie für Aufsehen, als sie in sozialen Netzwerken eine Karte von „Großalbanien“ teilte – von Kritikern als nationalistischer Akt interpretiert. Sie verteidigte dies als kulturelle Feier und betonte dabei ihre Verbindung sowohl zum Kosovo, das Sprache und Kultur mit Albanien teilt, als auch zu Albanien selbst, das sie ebenfalls als Teil ihrer Herkunft ansieht.

Seit Beginn ihrer Karriere nutzt Dua Lipa ihren Ruhm, um die kosovarische Kultur ins Rampenlicht zu stellen. 2018 gründete sie gemeinsam mit ihrem Vater Dukagjin Lipa das Festival Sunny Hill, das sich in wenigen Jahren zu einem der wichtigsten Musikevents auf dem Balkan entwickelt hat. Jeden Sommer zieht es internationale Künstler wie Shawn Mendes oder Fatboy Slim sowie tausende Besucher aus der ganzen Region an.

In einem Land, das nach wie vor abseits der europäischen Tourismus- und Diplomatiepfade liegt, wird dieser Erfolg als dynamisches Schaufenster für die kosovarische Jugend betrachtet. Ähnlich wie die „Koreanische Welle“ (Hallyu), die Südkorea durch K-Pop und Serien weltbekannt machte, zeigt die Karriere von Dua Lipa, wie ein Popstar zum kulturellen Botschafter eines Landes werden und es auf die globale Landkarte bringen kann.