Meinungen
Kosovo und der Eurovision Song Contest
Am Samstagabend findet das Final des Eurovision Song Contest ESC statt. Kosovo hat bisher noch nie am ESC teilgenommen. Wieso ist das so und was sagen ESC-Fans in Kosovo dazu?

„Ich weiss, dass Kosovo am nächsten ESC teilnehmen wird. Ich kann aber noch nicht sagen, wie das gehen wird“, das schrieb der damalige Vize-Aussenminister Petrit Selimi 2015. Letztes Jahr soll laut dem ESC-Onlineportal der kosovarische Sender RTK verkündet, Kosovo würde am diesjährigen Contest dabei sein. Doch weder vor drei Jahren noch dieses Jahr noch überhaupt seit seiner Unabhängigkeit hat Kosovo am ESC teilgenommen, auch wenn Bestrebungen dazu seit Jahren laufen.
Um am ESC teilnehmen zu können, muss ein Land Mitglied der European Broadcasting Union (EBU) sein. Dafür muss ein Land aber zuerst Mitglied bei der International Telecommunications Union (ITU) sein und davor erst UNO-Mitglied. Doch wie mit der Visaliberalisierung scheint es, dass sich gewisse Instanzen die Freiheit nehmen, trotzdem Versprechungen zu machen.
Es geht um mehr als Musik
„Schade“, finden das ESC-Fans aus Kosovo. Denn obwohl Kosovo ein isoliertes Land sei, hätten seine Künstlerinnen und Künstler gezeigt, dass sie durchaus mit internationalen Stars der Musikindustrie mithalten könnten, schreibt ein Fan auf Anfrage in einem Onlineforum. Die vielen Millionen YouTube-Klicks für kosovarische Sängerinnen und Sänger würden zeigen, dass deren Musik weit über die Landesgrenzen hinaus populär sei.
Es geht den Fans aber um mehr als Popularität. „Ich liebe den ESC weil er eine grossartige Möglichkeit ist, die Einzigartigkeit jedes Landes zu zeigen, durch etwas, was uns alle verbindet: Musik“, schreibt ein junger Mann. Er finde es toll über die Stars auf der Eurovision-Bühne mehr über andere Sprachen und Kulturen zu lernen. Und auch für Musikerinnen und Musiker aus Kosovo selbst könnte eine Teilnahme inspirierend sein, schreibt an anderer Fan.
Kosovo auf der ESC-Bühne zu sehen, würde für den jungen Mann heissen, Brücken zu Europa zu schlagen. Gleichzeitig wäre es die Möglichkeit für andere europäische Länder, Kosovo besser kennenzulernen.
Die albanische Identität verbindet
Denn für Zypern geht Eleni Fureira ins Final. Eleni Fureira wurde als Entela Fureraj in Albanien geboren, wuchs ab ihrem zehnten Lebensjahr aber in Griechenland auf. Für Italien steht ermal Meta auf der Bühne. Er stammt ebenfalls aus Albanien, aus Fier, und lebt seit seiner Jugend in Italien. In der Vergangenheit hatte sogar eine Künstlerin aus Kosovo die Möglichkeit, am ESC teilzunehmen. 2012 repräsentierte Rona Nishliu aus Mitrovica Albanien und bescherte dem Nachbarland damit sein bestes Ergebnis überhaupt.
„Ich glaube, dass Albanien Albaner auf der ganzen Welt repräsentiert“, schreibt ein weiterer junger Mann. Er wäre sogar dagegen, dass Kosovo als eigenes Land am ESC teilnimmt. Er würde Kosovo und Albanien lieber unter einer Fahne sehen, nicht nur wenn es um Musik geht.
Albanisch oder „newborn“?
Und schon tun sich politische Gräben auf. „Auf deiner Identitätskarte steht aber, dass du Kosovare bist, nicht Albaner“, kommentiert ein Kosovoserbe im Forum. Genauso würde auf seiner Identitätskarte stehen, dass er Kosovare sei. Er würde Kosovo lieber als „newborn nation“ sehen, sei es am ESC oder in Europa. Es sei das Ziel, das verbinde.
Ob Kosovo nächstes Jahr am ESC dabei sein wird, ist mehr als ungewiss. Und obwohl das Musikereignis von vielen auch belächelt wird, zeigt es doch immer wieder, wie stark es Projektionsfläche für Politik sein kann – sei es, wenn es darum geht, als Land überhaupt zum ESC zugelassen zu werden, oder, wenn es darum geht, wer ein Land und wie repräsentieren soll.
Auf jeden Fall aber bleibt die Hoffnung, dass die Musik all diese politisch-historischen Misstöne zumindest für einige Momente übertönen wird.
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