Integration

Hamiti: Albanische Imame in der Schweiz müssen europäische Werte vertreten 

Einige albanische Imame werden von schweizerischen Medien hin und wieder im Fokus gesetzt in Zusammenhang mit radikalislamischen Strömungen. Diesbezüglich sprach albinfo.ch mit der moderaten islamischen Gelehrten Dr. Xhabir Hamiti.

Zuletzt schrieb der “Tagesanzeiger” über einige Imame, die im Schweizer Gefängnissen als Seelsorger unterwegs sind. Die Zeitung zitiert Saida Keller-Mesahli von Zentrum für einen fortschrittlichen Islam, die sich mit Sorge über das Engagement als Seelsorger von zwei Imamen im Gefängnis “Pöschwies” in Regensdorf/Zürich spricht. Keller-Mesahli fordert von den Behörden die Imame Nebi Rexhepi (Albaner aus Mazedonien) und den türkischstämmigen Engin Yilmaz als Seelsorger zu entlassen. Nebi Rexhepi organisiert  im Rahmen der Union der albanischen Imame der Schweiz Veranstaltungen mit Salafisten, so Keller-Mesahli. So habe der albanische Imam zwei Prädiger aus Kosova eingeladen, die dort wegen Hassprädigten verhaftet wurden: Shefqet Krasniqi und Mazllam Mazllami.
Mesahli fordert von der Gefängnisleitung und von den kantonalen Behörden, die Zusammenarbeit mit der Vereinigung Islamischer Organisationen in Zürich (VIOZ) einzustellen. VIOZ organisiert die Imame als Seelsorger. Vielmehr sollte die Seelsorge durch Sozialarbeiter und Psychologen gewährleistet werden.
Allerdings, haben die Behörden die Forderungen von Keller-Mesahli zurückgewiesen. Und nicht nur dies: sie haben auch die Zusammenarbeit mit ihrer Organisation aufgehoben. Die Inhalte der Kurse der Organisation von Keller-Mesahli stehen im Wiederspruch zu den Prinzipien der Integration und der religiösen Zusammenarbeit. Die Imame von Pöschwies sind durch zuständige Behörden verifiziert.

Xhabir Hamiti: Imame, die im Westen prädigen, sollten Kurse besuchen, um die Werte der jeweiligen Länder zu verinnerlichen 

Rund um das Thema sprach albinfo.ch mit dem Professor für Islamwissenschaften Xhabir Hamiti. Er spricht sich für eine fundierte Vorbereitung von albanischen Imamen, die in westlichen Ländern prädigen. Sie sollten sich mit westlichen Werten und mit Werten der jeweiligen Länder vertraut machen.

“Imame sind religiöse Führer der muslimischen Gläubigen. Ihr Einfluss auf die Gemeinschaft ist eng verbunden mit dem Ort, in dem sie ihre religiöse Bildung und Ausbildung genossen haben. Wenn ein Imam also seine Bildung in arabischen Ländern genossen hat und direkt in die Schweiz oder in einem anderen westlichen Land als Prädiger engagiert wird, ohne dass er sich mit den Werten und Traditionen des Landes vertraut macht, sind Konflikte mit dem demokratischen System und mit den demokratischen Werten vorprogrammiert. Die Imame im Allgemeinen und besonders albanische Imame dürfen nicht einen radikalen fundamentalistischen Islam prädigen. Diejenigen, die das tun, müssen so schnell wie möglich zur Einsicht kommen und einen gesunden, friedlichen, integrierenden und toleranten Islam prädigen. Radikalen Islam, Hass, Rassismus und Fremdenmass prädigen nur diejenigen, die keinen festen und richtigen Glauben an Gott haben. Der radikale Islam, der eine extreme politische Ideologie im Sinne von radikalen Strömungen aus dem mittleren Osten verbreitet, sollte keinen Platz in keiner Moschee haben – nicht in der Schweiz und nirgendswo sonst, sagt Hamiti.

Die muslimischen Gemeinden in Kosova oder Mazedonien sind dafür verantwortlich, zu prüfen, was die eigenen Mitglieder prädigen. Besonders für Imame, die eingeladen werden, in europäischen Ländern zu prädigen. “Ich habe keine Informationen, wer Einladungen ausspricht. Jedenfalls können sie nicht ohne Wissen der Islamischen Gemeinde ausreisen und als Imame in irgendeinem Land tätig sein.”

Allerdings glaubt Hamiti nicht, dass radikale Imame unmittelbar bei der Rekrutierung von IS-Kämpfern tätig sind. Vielmehr sind geheime Strukturen am Werk, die weltweit agieren, flankiert mit einer extrem gut organisierten Propaganamschinerie.

Kein Imam in Europa sollte wahhabistische Ideen streuen

“Ich weiss, dass in vielen europäischen Ländern Seelsorger in Gefängnissen dienen. Ich denke, dies ist eine gute Praxis. Es ist zu begrüssen, wenn die zuständigen Behörden, die Seelsorger auswählen. Auf keinen Fall sollten sie radikale und extreme Ideen vertreten”, sagt Hamiti. Radikale wahhabistische Ideen, die von fundamentalistischen Geleehrten in arabischen Ländern vertreten werden, sollten keinesfalls von Imamen in Europa getragen werden.

Auch heute noch sprechen sich suadi-arabische Gelehrte für Fahrverbote für Frauen aus, sie trennen die Jungen und Mädchen in der Schule, sie sagen, dass der NIkab ein Pflicht für Frauen ist. Keine diese Standpunkte hat ihre Wurzeln im Islam. Wieso sollten wir also diese “Gelehrten” als Model nehmen und nach Kriterien leben, die ein Produkt einer lokalen gesellschaftlicen Entwiklung im arabischen Raum sind. Wir leben doch in offenen demokratischen Gesellschaften.”