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Elmonda Bajraliu: “Ich möchte der jungen Generation eine Stimme geben“
In der Lokalpolitik von Winterthur tritt eine neue Generation von Stimmen, Energien und Perspektiven hervor. Unter ihnen steht Elmonda Bajraliu, ein Name, der immer stärker mit Bürgerbeteiligung und der Vertretung junger Menschen verbunden wird. In Winterthur geboren und aufgewachsen, ist sie zwischen zwei Kulturen, zwei Sprachen und zwei Welten groß geworden und hat diese Erfahrung in eine Stärke verwandelt. Für Elmonda Bajraliu ist Politik keine Theorie, sondern etwas, das das Leben aller berührt. Deshalb entscheidet sie sich, dort anzusetzen, wo alles beginnt: in der Bildung, bei gleichen Chancen und bei der Einbindung in Entscheidungsprozesse.
In diesem Interview für albinfo.ch spricht sie über ihre Wurzeln, ihre Ambitionen und ihre Überzeugung, dass die Politik den jungen Menschen besser zuhören muss nicht um ihnen einen symbolischen Platz zu geben, sondern um ihnen echten Raum für Einfluss und Verantwortung zu schaffen.
albinfo.ch: Zum Einstieg, könnten Sie sich kurz vorstellen? Wer ist Elmonda Bajraliu wie beschreiben Sie sich selbst jenseits von Titeln und Funktionen?
Elmonda Bajraliu sieht sich selbst als jemand, der Menschen verbindet und Brücken zwischen ihnen baut. Sie hat große Ideen und Träume für die Zukunft, ist aber gleichzeitig bereit, hart und diszipliniert zu arbeiten, um sie zu verwirklichen. Herausforderungen machen ihr keine Angst im Gegenteil, sie sieht sie als Chancen, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Da sie mit zwei Sprachen und zwei Kulturen aufgewachsen ist, weiß sie genau, was es bedeutet, zwischen verschiedenen Welten zu leben und Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen zu verstehen. Sie ist neugierig, denkt kritisch und nimmt nichts als selbstverständlich. Diese Eigenschaften begleiten sie im Privatleben, in der Arbeit und im Studium.
albinfo.ch: Sie sind in Winterthur geboren und aufgewachsen. Wie hat diese Stadt Ihre persönliche und politische Entwicklung beeinflusst?
Elmonda Bajraliu: Ich bin in Winterthur geboren und aufgewachsen. Hier habe ich meine ersten Schritte gemacht und lebe auch heute. In Winterthur habe ich eine dreijährige Banklehre mit Berufsmaturität begonnen, und heute studiere ich Recht an der ZHAW. Durch Schule, Arbeit und mein gesellschaftliches Engagement bin ich in Winterthur sehr gut vernetzt. Im Jahr 2019 haben wir zusammen mit anderen Jugendlichen das Jugendparlament Winterthur gegründet, und zwei Jahre lang war ich Teil der Co-Leitung. Diese Erfahrung hat mein Interesse an Politik und meinen Wunsch, mich zu engagieren, stark gefördert. Winterthur hat mir viel gegeben jetzt möchte ich der Stadt etwas zurückgeben.
albinfo.ch: Was hat Sie konkret motiviert, bei den kommenden Wahlen für das Stadtparlament von Winterthur zu kandidieren?
Elmonda Bajraliu: Politik ist nichts Fernes sie beeinflusst direkt den Alltag jedes Einzelnen. Viele junge Menschen fühlen sich nicht vertreten, obwohl politische Entscheidungen ihre Zukunft stark prägen. Ich kandidiere, weil ich finde, dass Politik näher bei den Menschen sein muss und das Parlament die Realität der Bevölkerung besser widerspiegeln sollte.
albinfo.ch: Welche Hauptthemen möchten Sie vertreten, falls Sie ins Parlament gewählt werden? Wo sehen Sie Ihre größte Wirkung?
Elmonda Bajraliu: Mein Fokus liegt auf Bildung, Chancengleichheit und der Beteiligung junger Menschen. Für mich ist es zentral, dass Jugendliche eine Stimme haben und in Entscheidungen einbezogen werden, die sie direkt betreffen. Ich denke, dass ich genau dort am meisten beitragen kann, wo ich die Stimme der jungen Generation einbringen und Politik, Institutionen und Menschen miteinander verbinden kann. Ich bin es gewohnt, mit Personen verschiedenster Altersgruppen und Kulturen zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Ich möchte die junge Generation vertreten und sicherstellen, dass ihre Gedanken, Anliegen und Ideen ernst genommen werden.
albinfo.ch: Wie beeinflusst Ihre albanische Herkunft Ihr politisches Engagement? Ist Ihre Identität als albanische Frau, die in der Schweiz geboren wurde, Teil Ihrer politischen Botschaft?
Elmonda Bajraliu: Meine albanische Herkunft ist Teil meiner Identität. Als junge Frau, die in der Schweiz geboren wurde und albanische Wurzeln hat, bin ich zwischen zwei Kulturen aufgewachsen und das ist für mich ganz selbstverständlich. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, offen zu sein, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und Dinge nicht nur aus einem Blickwinkel zu betrachten. Sie hat auch meine Sicht auf Integration und gesellschaftliche Teilhabe geprägt. Für mich funktionieren diese nur, wenn es gegenseitigen Respekt gibt, Chancengleichheit und wenn Menschen wirklich die Möglichkeit haben, ihren Beitrag zu leisten.
albinfo.ch: Wie präsent empfinden Sie die Albaner in der politischen Landschaft von Winterthur und der Schweiz im Allgemeinen? Sind wir Ihrer Meinung nach ausreichend vertreten?
Elmonda Bajraliu: In der Schweiz gibt es Albaner, die politisch aktiv sind einige auf Gemeindeebene, wo Entscheidungen getroffen werden, die den Alltag direkt beeinflussen, und einige sogar auf nationaler Ebene, wo die Beschlüsse für das ganze Land gelten. Das ist sehr positiv. Dennoch engagiert sich der Großteil unserer Community stärker in der Arbeit und in Vereinen. Das zeigt, dass es großes Potenzial gibt, das jedoch in der Politik und bei der Entscheidungsfindung noch nicht genügend genutzt wird. Damit sich das ändert, braucht es mehr positive Beispiele, mehr Sichtbarkeit und einfache Informationen darüber, wie man sich engagieren und politisch aktiv werden kann.
albinfo.ch: Welche Hauptherausforderungen betreffen Ihrer Ansicht nach junge Menschen mit Migrationshintergrund in Winterthur (z. B. in Bildung, Arbeitsmarkt, gesellschaftlicher Teilhabe)?
Elmonda Bajraliu: Viele junge Menschen haben heute Schwierigkeiten, eine Stelle zu finden oder in den Arbeitsmarkt einzutreten. Obwohl das Bildungssystem in der Schweiz stark ist, sind die Erwartungen sehr hoch: Zusatzausbildungen, Studiengänge und Berufserfahrungen werden oft schon sehr früh verlangt. Ich kenne viele Jugendliche, die zahlreiche Bewerbungen schreiben und nicht einmal eine Antwort erhalten, während gleichzeitig von Fachkräftemangel gesprochen wird. Das führt zu Frustration. Zusätzlich sehen sich einige auch mit Vorurteilen konfrontiert, zum Beispiel wegen ihres Nachnamens. Auch im Bildungsbereich gibt es Herausforderungen. Viele Familien mit Migrationshintergrund kennen das Schweizer Bildungssystem nicht gut, oft weil die Eltern hier nicht zur Schule gegangen sind. Es fehlt an Informationen, und auch finanzielle Hürden können ein Problem sein. Teilzeitstudienmodelle sind sehr wichtig, weil sie es Jugendlichen ermöglichen, Studium und Arbeit zu kombinieren und gleichzeitig Berufserfahrung zu sammeln.
albinfo.ch: Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach die albanischen Medien in der Schweiz und im Kosovo dabei, die Geschichten und Erfolge der neuen Diaspora-Generation sichtbar zu machen?
Elmonda Bajraliu: Albanische Medien sind sehr wichtig, besonders für uns, die wir in der Schweiz oder im Ausland leben. Sie informieren uns, geben uns ein Gefühl der Verbundenheit und motivieren uns oft, besonders die jungen Menschen. Wenn wir positive Geschichten und Erfolgserlebnisse von Menschen sehen, die uns ähneln, gibt uns das Selbstvertrauen und zeigt uns, dass auch wir es schaffen können. Das sieht man seit langem im Sport und immer häufiger auch in der Politik. Ich würde mir wünschen, dass solche Geschichten noch öfter erzählt werden besonders von jungen Menschen und Frauen , um zu zeigen, wie viele Möglichkeiten es gibt.
albinfo.ch: Haben Sie bereits Kontakte oder Unterstützung von albanischen Organisationen in der Schweiz? Wie möchten Sie während Ihrer Kampagne mit ihnen zusammenarbeiten?
Elmonda Bajraliu: Bis jetzt hatte ich nur wenige Kontakte zu albanischen Organisationen, vor allem weil ich neben dem Studium auch in der Bank arbeite und die Zeit oft knapp ist. Dennoch habe ich großes Interesse an einer intensiveren Zusammenarbeit in Zukunft. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, an einer Diskussion über Demokratie jenseits der Grenzen teilzunehmen, organisiert von einer albanischen Studierendenvereinigung an der Universität Zürich. Ihr Engagement hat mich sehr beeindruckt und mir gezeigt, wie aktiv und motiviert viele junge Menschen sind. Solche Begegnungen geben mir den Antrieb, meine Kontakte auszubauen und in diesem Bereich aktiver zu werden.
albinfo.ch: Was sagen Sie jenen, die der politischen Beteiligung junger Menschen insbesondere junger Frauen skeptisch gegenüberstehen?
Elmonda Bajraliu: In einer Demokratie ist es wichtig, dass auch Frauen Teil der Entscheidungsprozesse sind, denn nur so kann die Politik die Bevölkerung wirklich widerspiegeln.
albinfo.ch: Welche Botschaft möchten Sie jungen Albanerinnen und Albanern in der Schweiz mitgeben, die sich von der Politik distanziert fühlen und nicht glauben, dass ihre Stimme etwas bewirken kann?
Elmonda Bajraliu: Alles beginnt mit dem Mut, den ersten Schritt zu machen. Wenn du dich nicht engagierst, kannst du nicht erwarten, dass es jemand anderes für dich tut. Das gilt sowohl in der Politik als auch im Alltag. Junge Albanerinnen und Albaner in der Schweiz haben viele gute Möglichkeiten in der Schule, im Beruf und im Privatleben. Die Generationen vor uns hatten diese Chancen nicht immer. Deshalb ist es wichtig, hartnäckig zu bleiben, nicht aufzugeben, wenn es schwierig wird, und an sich selbst zu glauben. Mit Zeit und Einsatz bewirkt jeder kleine Schritt eine Veränderung.
albinfo.ch: Was würden Sie nach vier Jahren im Amt als Ihren persönlichen Erfolg betrachten, falls Sie gewählt werden? Was möchten Sie konkret für die Stadt und die Gemeinschaft erreicht haben?
Elmonda Bajraliu: Für mich wäre es ein großer Erfolg, wenn die jungen Menschen in vier Jahren sagen würden: “Ich fühle mich gehört und ernst genommen.” Politik bedeutet für mich nicht nur Entscheidungen, sondern auch das Vertrauen, das zwischen Politik und Gesellschaft entsteht. Besonders möchte ich junge Menschen auch jene mit Migrationshintergrund motivieren, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Ich sehe mich als jemand, der hilft, Barrieren abzubauen und zeigt, dass Engagement möglich ist.
Ebenso wichtig ist es, dass Winterthur finanziell stabil bleibt und weiterhin eine starke Stadt für Arbeit und Bildung ist. Wenn die Finanzen verantwortungsvoll geführt werden, entsteht mehr Raum für die Zukunft. Wenn ich dazu beitragen kann und gleichzeitig Brücken zwischen Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten baue, dann würde ich das als meinen persönlichen Erfolg betrachten.
albinfo.ch: Und zum Schluss, wie können die Bürgerinnen und Bürger besonders die Albaner in Winterthur, Sie am besten unterstützen und über Ihre politische Arbeit auf dem Laufenden bleiben?
Elmonda Bajraliu: Zurzeit bin ich sehr aktiv auf sozialen Medien wie Instagram und LinkedIn, wo ich regelmäßig Informationen über mein Engagement und meine politischen Aktivitäten teile. Außerdem habe ich meine offizielle Webseite www.elmonda-bajraliu.ch, auf der Interessierte ausführlichere Informationen finden können.
Wer mich unterstützen möchte, kann mich direkt kontaktieren. Ich freue mich über jede Hilfe bei der Verteilung von Flyern, die sowohl auf Albanisch als auch auf Deutsch verfügbar sein werden. Ebenso bin ich sehr dankbar, wenn Menschen die Flyer online teilen, sie weitergeben oder Freunden und Bekannten von mir erzählen.
Auf meiner Webseite ist auch der Einzahlungsschein für diejenigen veröffentlicht, die finanziell beitragen möchten. Da ein Wahlkampf auch Ausgaben mit sich bringt, ist jede finanzielle Unterstützung für mich sehr wertvoll. Spenden können zudem gemäß den geltenden Regeln von den Steuern abgezogen werden.
Außerdem ist jede Person willkommen, mich zu kontaktieren, wenn sie die Möglichkeit hat, Plakate in ihrer Nachbarschaft oder auf ihrem eigenen Grundstück aufzuhängen.
Ich danke von Herzen allen, die mich unterstützen, mir vertrauen und mich auf diesem Weg begleiten.
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