Kosova
Agon Sejdiu, der albanische Pilot, der seinem Kindheitstraum Flügel verliehen hat
Heute ist Agon Teil von EasyJet Switzerland und repräsentiert eine neue Generation albanischer Fachleute, die hoch fliegen, aber mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben
In einem kleinen Cockpit über den Wolken, wo das Licht den Horizont berührt, verfolgt Agon Sejdiu den Traum, den er seit seiner Kindheit mit Hingabe aufgebaut hat. Geboren und aufgewachsen in der Schweiz, mit Wurzeln im Kosovo, sieht Agon das Flugzeug nicht nur als Transportmittel, sondern als Symbol für unendliche Möglichkeiten. Heute ist er Teil von EasyJet Switzerland und repräsentiert eine neue Generation albanischer Fachleute, die hoch fliegen, aber mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben.
“Wenn man über den Wolken ist, erkennt man, wie klein der Mensch gegenüber der Natur ist, aber auch, wie viel er mit Wissen und Leidenschaft erreichen kann.” – Agon Sejdiu
Albinfo.ch: Agon, wie war deine Kindheit und wann entstand der Traum, Pilot zu werden?
Agon Sejdiu: Ich hatte eine glückliche und sehr aktive Kindheit. Ich war in Vereinen tätig, besonders im Sport, und meine Eltern haben mich immer ermutigt, neue Dinge auszuprobieren. Die Höhe hat mich schon früh begleite, t die Winterferien verbrachten wir regelmäßig in den Schweizer Bergen zum Skifahren und Snowboarden. Bildung hatte in unserer Familie immer eine besondere Bedeutung. Der Traum, Pilot zu werden, entstand schon früh bei jeder Reise sah ich das Flugzeug nicht einfach als Transportmittel, sondern als Symbol für unendliche Möglichkeiten.
Albinfo.ch: Gab es einen besonderen Moment oder eine Person, die deine Leidenschaft für die Luftfahrt entfacht hat?
Agon Sejdiu: Die Leidenschaft entstand während der Reisen mit meiner Familie. Ich habe Flugzeuge und Piloten immer mit Bewunderung betrachtet. Meine Familie hat mich sehr unterstützt; oft gingen wir samstags gemeinsam zum Flughafen Zürich, nur um die Flugzeuge zu beobachten. Diese Momente waren entscheidend, denn dort wurde mir klar, dass das Zuschauen vom Boden aus mir nicht genügte – ich wollte im Cockpit sein.
Albinfo.ch: Wie haben deine Familie und dein engstes Umfeld deine Entscheidung für einen so seltenen Beruf erlebt?
Agon Sejdiu: Sie waren überhaupt nicht überrascht. Schon in meiner Kindheit hatten sie gesehen, dass die Luftfahrt mehr als nur ein vorübergehendes Interesse war – es war eine echte Leidenschaft. Für sie war meine Entscheidung die logische Fortsetzung meines Weges.
Albinfo.ch: Nach deinem Abschluss in Betriebswirtschaft, wie kam es zu der Idee, den Schritt in die Pilotenausbildung zu wagen?
Agon Sejdiu: Das Wirtschaftsstudium hat mir eine solide Grundlage gegeben, aber mein Herz war immer in der Luftfahrt. Wie ich bereits erwähnt habe, war das Fliegen immer mein Traum. Für mich war es ein natürlicher Schritt zur Selbstverwirklichung.
Albinfo.ch: Was war die größte Herausforderung auf dem Weg zum Erwerb der Frozen-ATPL-Lizenz?
Agon Sejdiu: Die größte Herausforderung war die Kombination aus theoretischer Disziplin und praktischem Druck. Es erfordert absolute Konzentration, unzählige Stunden des Lernens und viel Geduld. Aber jede überwundene Herausforderung stärkte meine Überzeugung, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand.
Albinfo.ch: Wie schwierig ist es für einen jungen Menschen aus dem Kosovo, die Ausbildung und Finanzierung zum Piloten zu bewältigen?
Agon Sejdiu: Es ist ein kostspieliger Weg, der Opfer erfordert, aber ich sage immer: Wo Leidenschaft und Entschlossenheit sind, findet sich auch ein Weg. Es ist wichtig, diese Investition nicht als Ausgabe zu sehen, sondern als Tür, die neue Horizonte öffnet.
Albinfo.ch: Was bedeutet es für dich, Teil von easyJet Switzerland zu sein – welche Emotionen und Verantwortungen trägst du jeden Tag?
Agon Sejdiu: Es ist eine Ehre und eine große Verantwortung. Jeder Flug ist nicht nur der Transport von Passagieren, sondern auch Fürsorge für das Leben und das Vertrauen, das die Menschen in uns setzen. Dieses Verantwortungsgefühl ist meine tägliche Motivation.
Albinfo.ch: War die Integration für dich als junger Mensch mit ausländischen Wurzeln beruflich und persönlich einfach?
Agon Sejdiu: Ich bin in der Schweiz geboren, daher war der Integrationsprozess fast selbstverständlich. Für mich bedeutet Integration nicht nur, in einem Land zu leben, sondern ein aktiver Teil seiner Gesellschaft zu sein: durch Vereinsleben, sportliches und kulturelles Engagement, das Respektieren der Werte und zugleich das Bewahren der eigenen Wurzeln.
Albinfo.ch: Bist du als junger Mensch mit albanischen Wurzeln auf Vorurteile oder Herausforderungen gestoßen?
Agon Sejdiu: Vorurteile gibt es überall, aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass in der Schweiz Leidenschaft und Disziplin mehr zählen als Vorurteile. Ich wollte immer durch Arbeit und Engagement zeigen, wer ich bin. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass Ergebnisse und Verhalten den Weg ebnen.
Albinfo.ch: Kürzlich wurdest du im Konsulat des Kosovo in Zürich empfangen. Welche Bedeutung hatte diese Anerkennung für dich?
Agon Sejdiu: Es war ein besonderer Moment. Ich fühlte mich geehrt, nicht nur als Individuum, sondern auch als Vertreter einer Gemeinschaft, die außerhalb der Heimat einen Beitrag leistet. Diplomatische Vertretungen sind wichtig, weil sie die Diaspora mit dem Heimatland verbinden und die nationale Zusammenarbeit fördern.
Mit dem Leiter des Konsulats der Republik Kosovo in Zürich, Herrn Vigan Berisha
Albinfo.ch: Wie hältst du die Verbindung zum Kosovo, zu den Traditionen und zur Sprache aufrecht, obwohl dein Leben hauptsächlich im Ausland stattfindet?
Agon Sejdiu: Sprache, Kultur und Traditionen sind ein untrennbarer Teil meiner Identität. Ich bewahre sie jeden Tag in der Familie, im gesellschaftlichen Leben und in der Art, wie ich mich selbst präsentiere. Das ist ein Schatz, den ich den kommenden Generationen weitergeben möchte.
Albinfo.ch: Hast du darüber nachgedacht, zur Entwicklung der Luftfahrt im Kosovo beizutragen?
Agon Sejdiu: Ja, auf jeden Fall. Die Luftfahrt ist ein Bereich, in dem internationale Erfahrung von großem Wert ist. Ich würde mein Wissen und meine Erfahrung sehr gerne in die Entwicklung dieses Sektors im Kosovo einbringen.
Albinfo.ch: Wie siehst du das Phänomen des „Brain Drain“ junger Menschen, die außerhalb ihres Heimatlandes nach Chancen suchen?
Agon Sejdiu: Junge Menschen, die ins Ausland gehen, bringen Wissen, Erfahrung und neue Netzwerke mit. Wenn diese später mit der Heimat verbunden werden, entsteht ein Wissensaustausch, der der gesamten Gesellschaft zugutekommt.
Albinfo.ch: Siehst du dich selbst als inspirierendes Beispiel für junge Menschen, die zögern, ihren Träumen zu folgen?
Agon Sejdiu: Wenn meine Geschichte als Beispiel dienen kann, dann lautet die Botschaft: Träume erfordern Disziplin, Geduld und Mut, um Herausforderungen zu meistern. Mit Selbstvertrauen, familiärer Unterstützung und harter Arbeit ist alles möglich.
Albinfo.ch: Was ist das stärkste Gefühl, wenn du über den Wolken bist?
Agon Sejdiu: Wenn man über den Wolken ist, erkennt man, wie klein der Mensch gegenüber der Natur ist, aber gleichzeitig auch, wie viel er mit Wissen und Technologie erreichen kann. Dieser Kontrast inspiriert mich jeden Tag.
Albinfo.ch: Wovon träumst du für die Zukunft als Pilot und als Agon, der Mensch hinter der Uniform?
Agon Sejdiu: Als Pilot träume ich davon, mich beruflich weiterzuentwickeln und zu den Standards der europäischen Luftfahrt beizutragen. Als Agon träume ich davon, immer eine Brücke zwischen zwei Welten zu sein – der Schweiz, in der ich aufgewachsen bin, und dem Kosovo, wo meine Wurzeln liegen. Denn am Ende wird Erfolg nicht nur an der Karriere gemessen, sondern an dem Einfluss, den man auf andere hat.
Albinfo.ch: Was ist deine Botschaft an die jungen Albaner, die heute vor dem Dilemma stehen, im Heimatland zu bleiben oder im Ausland ihr Glück zu suchen?
Agon Sejdiu: Seht das nicht als endgültige Entscheidung, sondern als zwei Wege, die sich gegenseitig ergänzen können. Wichtig ist, über den persönlichen Erfolg hinauszudenken und sich zu fragen, was man für die Gesellschaft tun kann, in der man lebt, und für die, aus der man kommt. Dieser Beitrag verleiht den Erfolgen ihren wahren Sinn.
Wenn Agon Sejdiu über das Fliegen spricht, spürt er, dass es nicht um den Himmel geht, sondern um Freiheit. Die Freiheit, dem zu folgen, was dich von innen ruft trotz Hindernissen, Wurzeln oder langer Wege, die manchmal zwei Länder trennen.
Bei jedem seiner Flüge trägt er ein Stück Kosovo und einen Horizont aus der Schweiz in sich eine Vereinigung zweier Welten, die sich nicht ausschließen, sondern ergänzen.
Im Cockpit, dem ständig wechselnden Horizont gegenüber, bleibt er derselbe Junge, der einst mit Neugier in den Himmel blickte. Nur dass er ihn jetzt selbst öffnet.
Denn für Agon, wie er selbst sagt, bedeutet Erfolg nicht, höher als andere zu steigen, sondern niemals den Boden zu verlieren, von dem man gestartet ist.
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