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Mentor Latifi: Mein Leben spiegelt den Weg der kosovarischen Diaspora in der Schweiz

Mentor Latifi, Botschafter der Republik Kosovo in der Schweiz und in Liechtenstein, sieht seinen persönlichen Werdegang als Spiegel der Geschichte der kosovarischen Diaspora. In einem Interview mit “20 Minuten” erzählt er von seiner Kindheit in Pristina, seiner Jugend im Kanton Aargau und seiner Rückkehr als diplomatischer Vertreter in jenes Land, in das er einst als Flüchtling gekommen war, berichtet albinfo.ch.

Latifi wurde 1974 in Pristina geboren. Nach der Schliessung der Schulen für Albaner zog seine Familie 1991 in die Schweiz. “Im Kosovo war die Situation unerträglich. Wir hatten das Glück, hier aufgenommen zu werden und eine Chance zu erhalten. Ich bin dankbar dafür, und viele meiner Landsleute sehen das genauso”, sagt er.

In Oftringen und Zofingen besuchte er die Sekundarschule, später studierte er Betriebswirtschaft in Basel. Sein Vater, ehemals Universitätsprofessor im Kosovo, musste verschiedene Arbeiten annehmen, um die Familie zu ernähren. Latifi betont jedoch, dass sie dies nicht als Opfer, sondern als Chance verstanden.

2005 entschied er sich  trotz Einbürgerung  zur Rückkehr in den Kosovo. Er arbeitete im Bankensektor und anschliessend für den Schweizer Pharmakonzern Roche auf dem Balkan. Im Mai 2024 übernahm er den Posten des Botschafters in Bern und bezeichnete dies als «Schliessen des Kreises»: “Ich kam als Flüchtling in die Schweiz und kehrte Jahre später als Botschafter zurück.”

Er würdigt die Integration der Kosovaren in der Schweiz und sagt, die Gemeinschaft sei von der Stigmatisierung zur vollen Akzeptanz gelangt. “In den 90er-Jahren waren wir das schwarze Schaf auf den SVP-Plakaten  heute sind viele Schweizer Kosovaren bürgerlicher als die SVP-Politiker von damals, sagt Latifi mit Humor, berichtet albinfo.ch.

Der Botschafter verweist auch auf die Rolle von Sportlern wie Shaqiri, Xhaka, Behrami und anderen, die seiner Ansicht nach “stille Botschafter der Diaspora” gewesen seien und gezeigt hätten, dass man gleichzeitig Schweizer und Kosovare sein kann.

Als diplomatischer Vertreter will er die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern stärken und den Wissenstransfer fördern, insbesondere das duale Berufsbildungssystem, das er als Vorbild für den Kosovo sieht.

Latifi wird bis 2028 in der Schweiz bleiben und plant danach die Rückkehr in den Kosovo. ” Man muss die Komfortzone immer wieder verlassen. Diese Erfahrung war für mich stets positiv, und ich versuche, sie auch meinen Kindern weiterzugeben”, betont er, berichtet albinfo.ch.