E-Diaspora

Die Rettung von Juden kommt dem Image der Albaner in der Schweiz zu gut

Die Anwesenheit des Botschafters von Israel – eines Staates, der Kosova bis jetzt nicht anerkannte - in der kosovarischen Botschaft ist Ausdruck der hohen Wertschätzung für das Projekt „Besa“

Sandra Hoffmann ist bei ihrer Lektüre auf schriftliche Quellen gestossen, in welchen es um die Rolle der albanischen Besa bei der Rettung von Juden im Zweiten Weltkrieg geht. Das brachte sie zur Überzeugung, dass diese Tatsache einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgemacht werden sollte.

«Ich, als Judaistin beschäftige mich viel mit jüdischer Geschichte. Im Verlauf der Forschungsarbeit staunte ich immer wieder über das, was ich bezüglich der Beziehungen zwischen Albanern und Israeliten erfuhr. Diese Entdeckung brachte mich dazu, mich in diese Richtung zu engagieren. Und natürlich wurde meine Motivation verstärkt durch die Tatsache, dass in der Schweiz eine grosse albanische Gemeinschaft lebt.“

So schilderte vor Vertreterinnen und Vertretern der albanischen Bevölkerung der Schweiz, die sich in der kosovarischen Botschaft in Bern eingefunden hatten, Sandra Hoffmann, eine der Organisatorinnen, wie es zur Fotoausstellung « Besa » kam.

Esther Hörnlimann, Kultur-und Presseattaché in der israelischen Botschaft in Bern, sprach über die Details bei der Organisation der Ausstellung. „Die Idee wurde drei Botschaften vorgestellt: der israelischen, der albanischen und der kosovarischen. Wir wollen die Ausstellung auf nationaler Ebene zeigen, in zehn Städten der Schweiz. Der Begleittext der Ausstellung wird deutsch und französisch sein“, erklärte Hörnlimann.

Doch das Ganze beschränkt sich nicht nur auf die Ausstellung. „In jeder Stadt wird es auch ein reiches Begleitprogramm geben. Vor der Ausstellung wird etwa ein Fussballspiel zwischen albanischen und jüdischen Kindern stattfinden, es wird Konzerte, Vorlesungen, Treffen und Gespräche zwischen albanischen und jüdischen Personen etc. geben.“

Hörnlimann unterstrich, es sei den Organisatoren sehr wichtig, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche im Schulalter, albanische und schweizerische, teilnähmen. „Wir sind deshalb in Kontakt mit Hochschulen, Kulturzentren etc.“

Der Botschafter der Republik Kosovo in Bern, Naim Malaj, Gastgeber und Mitglied des Ausstellungspatronats, sprach über die bekannte Geschichte des Schutzes, den Albaner Juden gewährten, als jene von den Nazis verfolgt wurden.

„Die Besa, in deren Namen die Albaner handelten und dabei sich selbst gefährdeten, ist eine Eigenschaft, auf die wir stolz sein können“, sagte Malaj. Weiter betonte er, dass das Volk des Staates Israel den Albanern während des Krieges in Kosovo „Gutes mit Gutem“ vergalt, indem es jene aufnahm und beherbergte, die vor der Verfolgung flohen.

Die Anwesenheit des Botschafters von Israel – eines Staates, der Kosova noch nicht anerkannte – in der kosovarischen Botschaft zeugte deutlich von der hohen Wertschätzung, die die Institutionen seines Landes dem Projekt „Besa“ entgegenbrachten.

Der israelische Botschafter in der Schweiz, Yigal Baruch Caspi, drückte schon zu Beginn der Vorbereitungen seine Anerkennung für die Ausstellung aus. „Es geht um ein aussergewöhnliches Projekt. Wir wollen damit eine Botschaft an die Bevölkerung in der Schweiz und anderswo senden.

Das Projekt wurde zuerst von Yad Vashem, dem Museum zur Erinnerung an den jüdischen Holocaust im Zweiten Weltkrieg, realisiert. „Die Ausstellung zeigt, dass unseres Erachtens Israel kein Problem mit dem Islam als Glauben hat. Viele unterscheiden den Islam als Glauben nicht von der Politik und begehen damit einen Fehler. Mit diesem Projekt wollen wir die Tatsache darstellen, dass nur in Albanien die Muslime den Juden während des Zweiten Weltkriegs halfen. Das albanische Volk zeigte Toleranz und Mut und handelte in Übereinstimmung mit dem Kodex der albanischen Besa und  der Gastfreundschaft“, sagte Botschafter Caspi.

Lahor Jakrlin, der dem Projektteam angehört, sprach über den ursprünglichen Schöpfer der Idee, den Bieler Lehrer Alain Pichard. Als Lehrer von zahlreichen albanischen Kindern und in Anbetracht der Vorurteile gegenüber den Albanern überlegte Pichard, was er zur Verbesserung des albanischen Images tun könnte. Die Verbindung mit dieser Ausstellung war die Idee von Pichard.“

Nach der Projektvorstellung fand eine Diskussion statt, an welcher Schweizerinnen und Albaner ihr Interesse am Projekt bekundeten und Bemerkungen und Anregungen machten. Einige anwesende albanische Geschäftsleute meldeten sich sodann, um das Projekt finanziell zu unterstützen.

Remo Coller, ein Freund der Albaner, der eine Zeit lang in Prishtina gelebt hatte, unterstützt die Projektidee und setzt sich dafür ein, dass sie möglichst viel in Schulen und Universitäten in der ganzen Schweiz gezeigt wird.

Der Zürcher Herzchirurg Dr. Omer Xhemaili äusserte sich auch kritisch zu einem Aspekt der Ausstellung. „Der Begriff ‚Besa‘ sollte nicht mit Religion verwechselt werden“, sagte er mit Verweis auf den Text im Prospekt, wo „die muslimischen Albaner“ erwähnt werden. „Wir Albaner identifizieren uns gewöhnlich nicht als Muslime oder Christen, sondern als Albaner“, sagte Dr. Xhemaili.

Von allen Anwesenden betont wurde, wie wichtig es sei, dass viele Menschen die Ausstellung zu Gesicht bekommen und möglichst viele junge Leute durch sie sensibilisiert würden.