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Standing Ovations für das Chor aus Gjakova

„Ich ermutige kosovarische Familien in der Schweiz, sich für den interkulturellen Austausch einzusetzen. Dies bricht Barrieren“, sagt Maya Graf, Nationalratspräsidentin

Am Abend des 27. Oktobers 2013 applaudierten hunderte Liebhaber der Chormusik mit langanhaltendem Klatschen den Chorsängern der Musikmittelschule „Prenk Jakova“ von Gjakova und der Knabenkantorei Basel.

„Erst eine Woche ist es seit der Eröffnung des Festivals „Culturescapes“ im Theater Basel vergangen, und heute seid ihr so zahlreich erschienen. Ich freue mich sehr, dass wir uns heute Abend an vielen wunderbaren albanischen Liedern erfreuen können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich der Knabenkantorei Basel ganz herzlich für die Zusammenarbeit mit dem Chor von Gjakova danken“, sagte Festivaldirektor Jurrian Coiman zu den Anwesenden.

“Wenn Sie wissen, unter welch schwierigen Bedingungen Musik in Gjakova und Kosova entsteht und umgesetzt wird, aber auch wie wichtig Musik für uns ist, und wenn Sie am Ende dieses Konzerts vielleicht auch helfen, um dieses Schaffen weiter gedeihen zu lassen, dann bin ich Ihnen sehr dankbar“, sagte Coimann. „Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie den Erfolg dieser Reise, und nun wünsche ich Ihnen ein gutes, gelungenes Konzert.“

Der Dirigent von Gjakova, Astrit Pallaska, versprach dem schweizerischen und albanischen Basler Publikum ein reichhaltiges Programm mit albanischer Musik.

Ein Schweizer Lehrer: „Wenn ich könnte, würde ich diese Musik mit nach Hause nehmen“

Die albanischen Volkslieder, bearbeitet für Chor, brachten das Publikum auf die Beine, stehend belohnte es die Chorsänger und ihre Dirigenten mit frenetischem Klatschen. Einen längeren Applaus erhielt das Lied „Sa kohë e gjatë, sa kohë pa u parë“ (‚Wie lange Zeit, wie lange sahen wir uns nicht‘ – ein Stück aus dem Musical „Arjeta und Gëzimi“), interpretiert von Edonjeta Hajdari und Vali Kuqi, begleitet vom Chor.

Der Auftritt der Knabenkantorei Basel und des Chors von Gjakova, die gemeinsam albanische und deutsche Lieder sangen, berührte das Publikum stark. Die Dirigenten Astrit Pallaska und Markus Teutschbein zeigten mit ihrer Arbeit, dass Musik alle Barrieren überwindet und sie die beste Freundschaftsstifterin zwischen den Völkern ist.

Am Schluss des Konzerts wischten sich viele Zuhörerinnen und Zuhörer vor Begeisterung die Tränen aus den Augen. Der Lehrer Urs Müller, der aus Oftringen gekommen war, drückte seine Gefühle mit einem einzigen Satz aus: „Ach, wenn ich doch diese Musik mit nach Hause nehmen könnte.“

Am meisten über diesen und weitere Auftritte dieser Tage freute sich das Ehepaar Georg und Dorothea Fankhauser, auf deren Schultern die Verantwortung für die Organisation der Chorzusammenarbeit hauptsächlich ruht.

Nationalratspräsidentin Maya Graf ermutigt Kosovaren zur Zusammenarbeit bei Kulturprojekten

An diesem Abend befand sich unter der kulturellen Elite von Basel auch Nationalratspräsidentin Maya Graf.

Fasziniert vom Erfolg der beiden Chöre, erklärte sie gegenüber albinfo.ch, wie wichtig kulturelle Zusammenarbeit sei: „Es ist beeindruckend, wenn ein Chor aus einem Land mit einem Chor aus einem andern Land zusammen singt. Es beweist, dass die Musik eine Übersetzerin ist. Sie kann die Kultur übersetzen, was wir mit unserer Sprache nicht können. Kultureller, musikalischer Austausch ist sehr wichtig, auch weil es ein anderer Bereich als etwa die politischen Themen und die praktischen Fragen ist.“

Sie sprach auch über ihren Besuch in Kosovo vor einiger Zeit. „Diesen Frühling war ich mit einer parlamentarischen Delegation in Kosovo und stellte fest, dass viele Schweizerinnen und Schweizer sich auf privater Basis in Kosovo engagieren. Auch offizielle Schweizerinnen setzen sich dort ein, und auch Kosovaren, die in der Schweiz leben. Ich möchte bei dieser Gelegenheit alle ermutigen, sich noch mehr einzusetzen, und dass sich vor allem die kosovarischen Familien, die hier in der Schweiz leben, für das gegenseitige Kennenlernen der Kulturen engagieren. Bestimmt können durch den kulturellen Austausch Vorurteile aufgehoben werden. Ich sage oft, dass es im Alltagsleben Probleme des Zusammenlebens gibt, doch es braucht beiderseitiges Verständnis, und dies erreichen wir am besten durch kulturelle Vermittlung. Viele Angehörige der kosovarischen Bevölkerung in der Schweiz sind nun Schweizer geworden und sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Ich meine, sie arbeiten bei uns und leben mit uns.

Es kommen immer neue Generationen dazu, und das ist ein grosses Potential, und ich bin überzeugt, dass der kulturelle Austausch das Zusammenleben nur noch mehr stärkt. Noch einmal möchte ich betonen, dass die kosovarische Bevölkerung zusammen mit den Schweizer Freundinnen und Freunden in Kosova investieren muss, im Bereich der Kultur, des Sozialen, etc. Und auf diese Weise die Vermittlerrolle übernimmt, um die Entwicklung Kosovas zu unterstützen“, sagte Nationalratspräsidentin Maya Graf unter anderem.

Xhevdet Kallaba

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Foto 1. Jurriaan Cooiman, Direktor der Equipe von Culturscapes

Foto 2. Dirigent Astrit Pallaska mit dem Chor der Musikmittelschule von Gjakova

Foto 3. Edonjeta Hajdari und Vali Kuqi singen ´Sa kohë e gjatë, sa kohë pa u parë´

Foto 4. Nationalratspräsidentin Maya Graf gratuliert dem kosovarischen Dirigenten Astrit Pallaska zum grossen Erfolg

Foto 5. Frenetischer Applaus des Publikums für die kosovarisch-schweizerischen Chorsänger

Foto 6. Der kosovarisch-schweizerische Chor, dirigiert von Markus Teutschbein