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Rückführungen sind für Kosovaren ein schmerzvoller Prozess

Nach offiziellen Statistiken wurden von 2010 bis heute rund 19'000 Kosovaren aus Ländern der EU nach Kosova rückgeführt, und der Repatriierungsprozess dauert weiter an

Bejta Hajdini und Zenel Krasniqi sind zwei von tausenden Kosovaren, die ihre gesamte bewegliche und unbewegliche Habe verkauft hatten, um in Ländern der Europäischen Gemeinschaft Asyl zu suchen. Doch entsprechend verschiedener Rückübernahmeabkommen kehrten sie in ihre Heimat zurück, ohne ihren Traum vom Leben im “gelobten Land” verwirklicht zu haben.

Nach offiziellen Statistiken des Innenministeriums in Prishtina wurden von 2010 bis heute rund 19’000 Kosovarinnen und Kosovaren repatriiert, und der Repatriierungsprozess dauert weiterhin an.

Der Repatriierungsprozess gilt als eine der schwierigsten Bedingungen, die die EU Kosova auferlegte, ja er wird als schmerzvollster Teil der europäischen Integration empfunden, weil tausende Kosovaren nach mehrjährigem Aufenthalt in westlichen Staaten in ihr Herkunftsland zurückkehren müssen.

Bejta Hajdini hatte vor acht Monaten sein Haus verkauft und alles auf die Karte Europa gesetzt. Mit seiner Frau und den beiden Kindern machte er sich vor acht Monaten nach Ungarn auf, mit der Destination Österreich.

In diesem Staat hatten sie sich bis anfangs dieses Monats aufgehalten, als sie von den österreichischen Behörden die Empfehlung erhielen, das Land baldmöglichst zu verlassen.

Auch Zenel Krasniqi ist einer von tausenden Kosovaren, die von Belgien zurückkehrten, als Teil des Rückübernahmeabkommens. Er berichtet von den Opfern, die er sechs Jahre früher zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern auf sich genommen hatte, als sie beschlossen hatten, in die EU zu emigrieren.

 “Ich verkaufte drei Kühe und ein Auto und musste wegen der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen ins Ausland gehen. Ich nahm Kontakt mit einigen Schleppern auf, mit welchen ich nach Ungarn kam. Von dort ging ich weiter nach Deutschland, und später wählte ich Belgien zum Zielland, da ich dachte, dort sei es etwas einfacher, eine Aufenthaltsbewilligung zu bekommen”, beschrieb Krasniqi seine Reise in Richtung EU.

Er sagt, er habe sich in Belgien gut einzuleben begonnen, doch nach einer gewissen Zeit sei sein Asylgesuch von den Behörden abgelehnt worden, und sie hätten ihm empfohlen, in sein Heimatland zurückzukehren.

Krasniqi sagt, die Rückkehr nach Kosovo sei eine Geschichte für sich, da er sich noch einmal genötigt sah, um des Überlebens willens ernsthafte Opfer zu erbringen. “Harte Umstände, ohne Arbeit, ohne Haus, ohne Land, ohne irgendetwas”, erklärte Krasniqi.

Auf der andern Seite sagt Fahrije Tërrnava, Direktorin des Departements für Repatriierung und Wiedereingliederung im Innenministerium, der Staat helfe allen Rückkehrerinnen und Rückkehrern, die darum bäten.

Tërrnava beschreibt für albinfo.ch im Detail den Prozess der Rückkehr und der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Laut Tërrnava werden den Zurückgekehrten Wohnung, Nahrung und berufliche Weiterbildung im Hinblick auf einen Arbeitsplatz sowie Projekte, um ein persönliches Einkommen zu generieren, angeboten.

Zurückgekehrte Kinder werden unverzüglich in den Schulen angemeldet.

“Schülerinnen und Schüler, die ergänzenden Sprachunterricht benötigen, erhalten diesen Unterricht, wobei wir mit in diesem Bereich tätigen Akteuren zusammenarbeiten”, erklärte sie.

Zwischen 2010 und Ende 2012 kehrten 13’873 Menschen, und im Jahr 2013 allein 5115 Menschen nach Kosova zurück.

Der Prozess der Repatriierung wird gemäss Regierungsbeamten in Übereinstimmung mit dem Gesetz über Rückübernahme und mit bilateralen Rückübernahmeabkommen durchgeführt. Kosovo unterzeichnete mit 21 verschiedenen Staaten der Region und der EU Rückübernahmeabkommen.

Obwohl es sich um einen empfindlichen Prozess handelt und trotz der finanziellen Implikationen ist die Regierung Kosovas bemüht, diesen Prozess zu Ende zu führen, weil er eine der Bedingungen für die Erteilung eines Fahrplans zur Visaliberalisierung ist.