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Was für Wasser wird in Kosova getrunken?

In Kosovo ist weiterhin umstritten, ob das Trinkwasser sauber oder kontaminiert ist. Die Hälfte jener Kosovaren, die ihr Trinkwasser aus Brunnen beziehen, liessen das Wasser nie biochemisch analysieren

Nur die Hälfte der kosovarischen Bevölkerung ist der öffentlichen Wasserversorgung angeschlossen, die andere Hälfte bezieht ihr Trinkwasser aus Brunnen oder anderen alternativen Quellen. Während die Behörden für die Qualität des Wassers garantieren, hegt die Bevölkerung Zweifel an der Sauberkeit des Wassers.

Diese Frage bleibt in Kosova weiterhin umstritten, weil die Mehrheit derjenigen Einwohner, die ihr Trinkwasser aus Brunnen beziehen, das Wasser nie biochemischen Analysen unterziehen liessen.

Das Nationale Institut für die Öffentliche Gesundheit garantierte jedoch stets für die Qualität des Wassers. Gemäss den regelmässigen Analysen des Instituts entspricht das Trinkwasser der öffentlichen Versorgung den Standards des Landes.

Andererseits hegen selbst die Abgeordneten im kosovarischen Parlament Zweifel hinsichtlich der Wasserqualität. Albinfo.ch fragte sie, was für Wasser die Menschen in Kosovo tränken. Die Situation bezüglich Trinkwasser lässt laut den  Antworten von Mitgliedern der parlamentarischen Kommission für Gesundheit und Soziale Wohlfahrt viel zu wünschen übrig.

Time Kadriaj ist Vizepräsidentin der Gesundheitskommission. Sie sagt, jedes Mal wenn die Rede auf die Trinkwassernormen komme, bezögen sich die Medien auf Prishtina, wo das Wasser mehrheitlich sauber sei und vom Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit kontrolliert werde.

Dem sei jedoch mitnichten so in den regionalen Zentren, und schon gar nicht in den ländlichen Gebieten.

Auf dem Land wird das Wasser nicht kontrolliert

“In den regionalen Zentren ist das Sicherheitsniveau des Wassers nicht hoch und es ist nicht bekannt, wie oft Proben zur Analyse geschickt werden. Von den ländlichen Gebieten gar nicht zu sprechen, wo weder die Familien selbst noch die zuständigen Institutionen je Untersuchungen durchführen lassen. Mit andern Worten, in den Dörfern wird das Wasser nicht kontrolliert”, erklärte Kadriaj.

Die kosovarische Abgeordnete sagte, mit geringer Anstrengung seitens der Behörden könnten befriedigende Resultate bei der Wasserqualität erreicht werden. Kadriaj sagte auch, den Leuten müsse beigebracht werden, wie sie die Brunnenschächte desinfizieren können, wann Chlor angewendet werden müsse, wie oft Analysen zu machen seien, etc.

Auch ein anderer Parlamentarier, Shaip Muja, sagte, das Wasser müsse kontrolliert werden, da es für das menschliche Leben elementar sei.

“Soweit ich über die Wasserversorgungssysteme von Batllavë und Badovc informiert bin, ist die Sauberkeit gewährleistet, aber im Verlauf des Transports durch die Rohre aus Asbest kann das Wasser kontaminiert werden, auch deshalb, weil diese Rohre krebserzeugende Mengen davon enthalten”, erklärte Muja, ehemaliger Arzt bei der Sanität der Verteidigungstruppen Kosovas (TMK).

Im Unterschied zu Kadriaj kritisierte Muja auch die Wasserversorgungsunternehmen, besonders hinsichtlich der verwendeten Verpackung. Er sagte, die Wasserunternehmen hätten die Kapazitäten zur Wasseraufbereitung noch nicht genügend gesteigert, angefangen beim Reinigungssystem bis zur gesetzlich vorgeschriebenen Qualität des Verpackungsplastiks.

“Das Amt für Lebensmittel muss europäische Standards anwenden, denn Wasser ist ein Grundnahrungsmittel. Ich kann nicht sagen, dass es verschmutzt ist, doch wir müssen uns gut um die Prävention kümmern”, erklärte er.

Fabrikabwasser werden kontrolliert

Faik Hoti ist Sprecher des Gesundheitsministeriums. Er sagte zu albinfo.ch, das Trinkwasser werde laufend regelmässigen Analysen unterzogen, deren Parameter im Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit regelmässig gemessen würden. Laut Hoti erfüllen sowohl das Leitungswasser, aber auch die Fabrikabwasser die  Trinkwasserstandards.

“Zum Vorbeugen gegen verschiedene Krankheiten und Epidemien, die als Folge von ungeeignetem Trinkwasser entstehen können, führt unser Institut auch Analysen des Wassers der Brunnenschächte durch. Bei Wasser aus den Fabriken muss nachgewiesen werden, dass es analysiert und zertifiziert wurde, bevor es auf den Markt kommt”, sagte er.

Trotzdem kann gemäss Hoti nie ausgeschlossen werden, dass sich Änderungen in den Werten der Wasserzusammensetzung ergeben, doch sobald dies festgestellt werde, werde interveniert, um zu verhindern, dass dieses Wasser auf dem Markt zirkuliere.

Die Europäische Gemeinschaft als wirtschaftlich und politisch stärkste Gemeinschaft hiess zahlreiche Gesetze zum Schutz des Lebens der Bevölkerung und der Umwelt, in der diese lebt, gut und wendet diese Gesetze auch an.

Damit das Wasser sauber und ökologisch sei, definierte die EU ihre Standards, die in allen Staaten, die sich in die EU-Strukturen integrieren wollen, angewendet werden müssen. Aus diesem Grund verlangte Brüssel von den Kandidaten- und Anwärterstaaten, ihre Gesetzgebung mit derjenigen der EU, dem sogenannten gemeinschaftlichen Besitzstand, zu harmonisieren.

Doch wo steht Kosovo mit dem Wassergesetz? Für diese Frage wandte sich albinfo.ch an die Beamten des Ministeriums für Umwelt und Raumplanung.

“Im Allgemeinen bemüht sich unser Ministerium, die gesetzliche Basis für den Umweltschutz zu erhalten und zu ergänzen. Was die Wasserversorgung betrifft, ergänzte das Departement für Wasser die Gesetzgebung über Kontrolle und Schutz dieses öffentlichen Guts”, erklärte Gzime Hasani, Sprecherin des Ministeriums für Umwelt und Raumplanung.

Laut ihr wurde auch das Wassergesetz von Kosova gutgeheissen, dessen Zweck die Entwicklung und nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen ist. Diese sind für die öffentliche Gesundheit, den Schutz der Umwelt und die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Kosovas unabdingbar.

Wasserreduktion als Alternative

Nebst der Frage der Wasserqualität sieht sich die Bevölkerung Kosovos jedoch auch einer deutlichen Reduktion der Wassermenge gegenüber, vor allem im Sommer, wo Konsum und Angebot auseinanderklaffen.

Deshalb beabsichtige die kosovarische Regierung, wie die Beamtin des Umweltministeriums sagte, Beeinträchtigungen der Flüsse und ganz allgemein des Wassersystems zu verbieten.

Dies auch deshalb, weil Kosova weitere Seen brauche, um eine ununterbrochene Wasserzufuhr zu gewährleisteten, denn die benötigten Kapazitäten zwängen zu einer deutlichen Reduktion der Wassermenge. „Dieses Gesetz regelt alle Fragen, die mit dem Wasser an der Erdoberfläche zu tun haben, Seen, Sammelbecken und Stauseen, Reservoire, natürliche Quellen, unterirdische Wasservorräte, etc.“, sagte Hasani.

In Kosovo gibt es mehrere Stauseen: Batllava, Gazivoda, Radoniqi, Përlepnica und Badovc und einige kleine Seen zur Bewässerung.

Für die Zukunft plant die kosovarische Regierung den Bau von rund zwanzig weiteren Stauseen in Drelaj, Kërstovc, Movë, Morinë, Ripaj, Reçan, Dragaçin, Kremenata, Binçë, Konçul, Firajë, Shtime, Cecelija, Makovc, Majanc, Vaganic, Miraçë, Dobroshec, Pollata und Bistrica.

Wasser in sauberer Form ist eine Flüssigkeit ohne eigenen Geschmack und ohne Luftbläschen, ist für alle Formen des Lebens unverzichtbar und gilt auch als das am vielseitigsten verwendbare Lösungsmittel. Wasser hat die chemische Formel H2O, was bedeutet, dass ein Wassermolekül aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom besteht.

In der Wissenschaft gilt Wasser als Universallösungsmittel und ist die einzige reine Substanz, die in der Natur in allen drei Aggregatszuständen vorkommt.

M.SH.